2.3.2 Konstruktion des Mohr'schen Spannungskreises
Nun wird's spannend – im wahrsten Sinne des Wortes! Wir tauchen tiefer ein in die Welt des Mohr'schen Spannungskreises, einem genialen Werkzeug, um Spannungen in einem Material zu verstehen.
Zuerst werfen wir einen kurzen Blick auf den einachsigen Spannungszustand. Das ist easy: Stell dir vor, du ziehst an einem Stab oder drückst ihn zusammen. In diesem Fall gibt es nur eine Spannungskomponente, die Normalspannung \(\sigma_x\).
Und jetzt kommt der Clou: Mit dem Mohr'schen Spannungskreis können wir diese Spannung visualisieren. Und gleichzeitig bekommen wir die Spannungszustände für alle beliebigen Schnittwinkel mitgeliefert! Wir müssen sie nur noch ablesen. Genial, oder?
- Zeichne ein Koordinatensystem. Die \(\sigma\)-Achse zeigt horizontal nach rechts, die \(\tau\)-Achse normalerweise vertikal nach oben (positiv). Aber hey, du kannst sie auch nach unten drehen, wenn du's magst. Beide Varianten sind mathematisch gleichwertig. Aber beachte: Die Wahl des \(\tau\)-Achsenverlaufes beeinflusst die Zählrichtung der Winkel im Spannungskreis!
- Markiere \(\sigma_x\) auf der \(\sigma\)-Achse. Achte dabei auf das Vorzeichen: Zugspannung ist positiv, Druckspannung negativ. Wähle einen geeigneten Maßstab, der für die \(\sigma\)- und die \(\tau\)-Achse gleich sein muss, z.B. 1 cm pro 10 MPa oder so. Egal, hauptsache gleich und der Kreis passt auf das Papier!
- Der Mittelpunkt des Kreises liegt genau in der Mitte zwischen \(\sigma_x\) und der \(\tau\)-Achse.
- Zeichne mit einem Zirkel einen Kreis um den Mittelpunkt. Der Radius ist gleich dem halben Betrag von \(\sigma_x\).
- \(\sigma_x\) ist positiv (Zugspannung, a, b, c),
- \(\sigma_x\) ist negativ (Druckspannung, d, e, f),
- beide Varianten wahlweise mit positiver \(\tau\)-Achse vertikal nach oben oder unten positiv.
- Der Kreis zeigt dir alle Spannungen im Material an. Jede Spannung hat einen bestimmten Punkt auf dem Kreis.
- Der Winkel zwischen zwei Punkten auf dem Kreis steht in direktem Zusammenhang mit dem Schnittwinkel zwischen den zugehörigen Spannungen.
So einfach ist das! Mit dem Mohr'schen Spannungskreis hast du Spannungen im Griff.