4. Zweite Grundaufgabe: Gleichgewicht
Stell dir vor, du hast es mit einem starren Körper zu tun, der von vier mysteriösen Kräften F1, F2, F3 und F4 belagert wird. Diese fiesen Kerle wollen den Körper aus der Ruhe bringen, aber du bist der smarte Held, der das Gleichgewicht rettet!
In unserem Lageplan in Abb. 3.4.1 siehst du die ganze Situation.
Die Wirkungslinien der Kräfte treffen sich alle in einem Punkt, so dass wir es mit einem zentralen Kraftsystem zu tun haben. Dein Ziel: Finde die geheime Bedingung, die diese fiesen Kräfte im Gleichgewicht hält!
Um zu verstehen, wie wir vorgehen müssen, zerlegen wir die bösen Vier zuerst in zwei Teams: F1 und F2 gegen F3 und F4. In Abb. 3.4.2 im Kräfteplan siehst du die beiden Teams:
Beide Teams haben ihren eigenen Startpunkt S12 bzw. S34 und ihren eigenen Endpunkt E.
Jetzt berechnen wir für jedes Team mithilfe des Kräfteparallelogramms die resultierende Kraft, die man sich als eine Superkraft vorstellen kann, die alle anderen Kräfte des Teams in sich vereint. Diese Superkräfte nennen wir R12 und R34.
Laut dem Gleichgewichtsaxiom (klingt cool, oder?) müssen die beiden Superkräfte R12 und R34 genau entgegengesetzt und gleich groß sein, damit der Körper im Gleichgewicht bleibt.
Mathematisch ausgedrückt:
Jetzt kommt der Clou: Wir addieren die beiden Superkräfte vektormäßig. Das Ergebnis ist die resultierende Gesamtkraft R, die auf den Körper wirkt. Sind R12 und R34 gleich groß und entgegengesetzt gerichtet, dann wird die Gesamtkraft R = 0 sein und der Körper ist im Gleichgewicht.
Da
und
sind, erhalten wir die Bedingung für Gleichgewicht:
Aha! Die Bedingung für das Gleichgewicht ist also, dass die vektorielle Summe aller Kräfte Null ergibt. Das bedeutet, dass alle Kräfte sich gegenseitig aufheben und der Körper brav in Ruhe bleibt.
In der grafischen Darstellung im Kräfteplan in Abb. 3.4.5 ergibt sich für die Kräfte F1, F2, F3 und F4 ein geschlossenes Kräftepolygon. Das bedeutet: S = E, der Endpunkt E trifft genau auf den Startpunkt S. Das ist wie ein Zauberkreis, der die Kräfte im Gleichgewicht hält.
-
Ein zentrales Kraftsystem ist im Gleichgewicht, wenn die vektorielle Summe aller Kräfte Null ist:
$$ \begin{align} \tag{8} \vec{R} &=\sum\ \vec{F}_{i} = 0 \end{align} $$
- Zeichnerisch: Das Kräftepolygon ist geschlossen und S = E.
So einfach ist das! Mit diesen Regeln bist du jedem zentralen Kraftsystem gewachsen.
Bonus: Diese Regel gilt nicht nur für 4 Kräfte, sondern allgemein für beliebig viele!
Ermittle grafisch und analytisch, ob sich das abgebildete Kräftesystem im Gleichgewicht befindet.